Taxonomie: EU-Kommission stuft Atomenergie in einem Entwurf am 31.12.2021 als grün ein. Eine schändliche Entscheidung.

Sonne und Wind sind die „Klimaretter“! Nicht eine Risikotechnologie wie die Atomkraft. Ein Kommentar von PLAGE-Fachbeirat Heinrich Breidenbach. 

(4.1.2022). Für die Pläne der EU-Kommission, die Atomkraft als klimafreundliche Energie einzustufen und damit für Anleger attraktiver zu machen, gibt es keinen sachlichen Grund. Der Fortschritt findet längst anderswo statt. Die nachhaltigen und umweltfreundlichen Energien aus Sonne und Wind sind innerhalb weniger Jahre in einem „atemberaubenden Tempo“ billiger, nutzerfreundlicher und technologisch ausgereifter geworden. Sie stehen zur massenhaften Anwendung bereit, und zwar so schnell wie es die Klimakrise erfordert und die Politik endlich ermöglichen muss. Sie sind unbegrenzt verfügbar, solange es diesen Planeten gibt.

In den vergangenen zehn Jahren sind laut einer aktuellen Studie des „Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung“ die Preise für Solarstrom um 85 Prozent gesunken und die Leistungsfähigkeit von Batterien und Speichern gestiegen. Die Forscher gehen von einer Fortsetzung dieser Entwicklung aus. Ihre Prognose: „Die Kosten pro Kilowattstunde Solar- und Windstrom sinken stetig“. (ORF-Science, 25. Nov. 2021)

Das renommiert deutsche Fraunhofer Institut stellt in einer aktuellen Zusammenstellung aller relevanten Fakten rund um die Photovoltaik ebenfalls drastisch gesunkene Erzeugerpreise für Sonnenstrom und einen stetig steigenden Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch fest (s. folgende Grafiken, Quelle: „Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland“, Harry Wirth, Fraunhofer ISE, 16.12.2021).

In dieser Situation, in der die Staaten ihre energiepolitische Kraft, ihre Ressourcen und ihre Aufmerksamkeit in Energiesparen, in Energieeffizienz, in intelligente Netze, in Speichertechnologien und in den massiven Ausbau nachhaltiger, umweltfreundlicher Energien stecken sollen, entdeckt die EU-Kommission erneut die teure Risikoenergie Atomkraft. Es ist dies ein rückwärtsgewandter, gefährlicher, schändlicher und unverantwortlicher Vorgang, einzig diktiert von Versäumnissen der Vergangenheit, einer milliardenschweren Lobby und von Staaten wie Frankreich, deren Energiepolitik von eben dieser Lobby beeinflusst bis beherrscht wird.

Falsche Schlüsse aus dem eigenen Versagen

Die scheinbar „pragmatischen“, „nüchternen“, „realistischen“, etc. Argumente für die Atomkraft resultieren einzig aus der energiepolitischen Gleichgültigkeit, dem Zögern und Versagen der Regierenden. Es sind die, die jahrelang nicht das Notwendige getan haben, die jetzt aus ihrem Versagen erneut die falschen Schlüsse ziehen.

Was können atomfreie Länder innerhalb der EU noch machen? Die Regierungen müssen im europäischen Rat ihre Stimme erheben und natürlich wenn notwendig rechtlich gegen diese Entscheidung vorgehen. Die österreichischen EU-Parlamentarier müssen versuchen, ihre jeweiligen Fraktionen im europäischen Parlament zu beeinflussen. Und wir BürgerInnen müssen ihnen Beine machen.

Den Kommentar von Heinrich Breidenbach finden Sie auch auf: https://www.breidenbach-texte-blog.at/

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