Ehemalige Chefs von Atomaufsichts- und Regulierungsbehörden warnen: Atomenergie ist keine Option. Auch nicht für den Klimaschutz.
>>> Update vom 11.1.2022: Bericht in der Presse.
Am 6. Jänner 2022, kurz nach der Bekanntmachung eines Entwurfs der EU-Taxonomie, der die Einstufung von Atomenergie als vermeintlich "grüne" Investition vorsieht, melden sich 4 Experten zu Wort. Sie alle haben auf höchster Regierungsebene in den USA, Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich sozusagen an "vorderster Front" an der Regulierung der Atomenergie und dem Strahlenschutz gearbeitet. Sie sehen es als ihre "gemeinsame Verantwortung" an, sich in die zentrale Debatte, ob Atomenergie als Strategie gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle spielen kann, einzubringen. Es ist auch ein Versuch, das grüne Branding von Atomenergie im Rahmen der EU-Taxonomie zu verhindern.
In ihrem Statement unterstreichen die Experten Dr. Greg Jaczko, Prof. Wolfgang Renneberg, Dr. Bernard Laponche und Dr. Paul Dorfman, dass Atomenergie kein Bestandteil einer durchführbaren Strategie sein kann, um dem Klimawandel entgegen zu wirken. Die immer wiederholte Botschaft, die neue Generation von Atomkraftwerken sei sauber, sicher, intelligent und günstig, sei eine reine Fiktion.
Nach den Experten ist Atomenergie als Strategie gegen den Klimawandel:
- zu teuer in absoluten Zahlen, um einen relevanten Beitrag zur globalen Energieproduktion zu leisten.
- teurer als erneuerbare Energien in Bezug auf Energieerzeugung und CO2-Reduktion.
- zu kostspielig und riskant für Finanzmarkt-Investitionen und daher abhängig von sehr hohen öffentlichen Subventionen und Kreditbürgschaften.
- nicht nachhaltig aufgrund des ungelösten Problems der sehr langlebigen radioaktiven Abfälle.
- finanziell nicht tragbar, da keine wirtschaftliche Institution bereit dazu ist, die gesamten potentiellen Kosten, die Auswirkungen auf Mensch & Umwelt einer unfallbedingten Freisetzung von radioaktiver Strahlung zu versichern.
- militärisch gefährlich, da auch die neuen Reaktorkonzepte das Risiko der Verbreitung von Atomwaffen erhöhen.
- inhärent gefährlich aufgrund unvermeidbarer Kaskadenunfälle durch menschliches Versagen, interne Fehler und externe Einflüsse; Anfälligkeit für den klimabedingten Anstieg des Meeresspiegels, Stürme, Sturmfluten, Überflutung und Überschwemmungsgefahren.
- zu viele ungelöste technische und sicherheitstechnische Probleme im Zusammenhang mit neueren, noch nicht erprobten Konzepten, einschließlich "fortgeschrittener" und kleiner modularer Reaktoren (SMR).
- zu schwerfällig und komplex, um ein effizientes industrielles System für den Bau und Betrieb von Reaktoren innerhalb der vorgesehenen Bauzeit und des für den Klimaschutz erforderlichen Umfangs zu schaffen.
- es ist unwahrscheinlich, dass ein relevanter Beitrag zum notwendigen Klimaschutz bis 2030 geleistet werden kann, da die Entwicklungs- und Bauzeiten für Kernkraftwerke unpraktikabel lang sind und die Baukosten für die sehr große Anzahl von Reaktoren, die benötigt würden, um einen Unterschied zu machen, überwältigend sind.