COP26 in Glasgow. Anti-Atom-Allianz von mehr als 450 Organisationen aus aller Welt betont "Atomenergie ist ein Problem, auch und inmitten der Klimakrise". Unterstützung für Initiative europäischer UmweltministerInnen.
PLAGE-Pressemitteilung vom 12. November 2021.
Am 11. November sprach sich die österreichische Klimaschutzministerin Leonore Gewessler beim Klimagipfel in Glasgow gemeinsam mit drei weiteren EU-UmweltministerInnen gegen die Aufnahme der Atomenergie in die europäische Taxonomie-Verordnung aus. Rund 450 Organisationen aus aller Welt, darunter die PLAGE, zeigten in einem gemeinsamen Statement kurz vor Beginn des Klimagipfels auf, dass Atomenergie ein Problem ist – auch und inmitten der Klimakrise.
Salzburg, 12.11.21. Es ist eine starke Allianz, die Großes vorhat. Die Regierungen von Österreich, Deutschland, Luxemburg, Portugal und Dänemark sprachen sich gestern beim Klimagipfel in Glasgow in einer Pressekonferenz erneut gegen die Aufnahme der Atomenergie in die europäische Taxonomie aus. Es gehe hierbei um „die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen von VerbraucherInnen und Märkten in die Taxonomie“, so Gewessler.
Die Taxonomie-Verordnung ist ein grünes Gütesiegel. Es klassifiziert jene Wirtschaftstätigkeiten als „nachhaltig“, die einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung von sechs Umweltzielen erbringen. Julia Bohnert, Projektmanagerin der Salzburger Plattform gegen Atomgefahren (PLAGE), unterstreicht, dass die „Taxonomie sämtliche Finanzströme innerhalb Europas lenken wird. Als Klassifizierungssystem für nachhaltige Investitionen ist sie ein sehr wirkmächtiges, handlungsanleitendes Instrument. Die monatelangen, konzentrierten Lobbyaktivitäten der Atomindustrie um eine Aufnahme der Atomenergie in die Taxonomie sind bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen scheinbar gefruchtet. Wir sind sehr froh, dass eine Allianz von EU-UmweltministerInnen um Bundesministerin Gewessler dagegenhält.“
Ebenso dagegen stemmen sich rund 450 zivilgesellschaftliche Organisationen aus aller Welt, darunter auch die PLAGE. Sie haben im Vorfeld zu COP am 27. Oktober als Don’t Nuke the Climate Coalition eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, dass Atomenergie weder sicher noch sauber, weder CO2-frei noch kostengünstig – und auch nicht schnell genug ist, um irgendeinen Beitrag bei der Bewältigung der Klimakrise leisten zu können. Ein globaler Aufruf für eine erneuerbare, nicht radioaktive Zukunft.
Der Aufschlag der EU-UmweltministerInnen-Allianz in Glasgow ist dringend notwendig. Vergangene Woche sickerte ein Papier an EURACTIV durch, das detailliert die Aufnahme von Atom und Gas in die EU-Taxonomie skizziert. Es dürfte ein Vorstoß Frankreichs sein. Die französische Nuklearindustrie steckt in enormen finanziellen Schwierigkeiten. Präsident Macron möchte mit seiner Agenda 2030 die Nuklearindustrie „wiederentdecken“ – und sich selbst im anstehenden Wahlkampf wohl neu erfinden.
„Jeder Euro, der jetzt noch in die unrentable Atomenergie investiert wird, verschlimmert die Klimakrise, weil er bei Investitionen in Erneuerbare Technologien fehlt. Nukleare Anlagen sind eine Hochrisikoinfrastruktur, die für Betrieb & Lagerung enorme Mengen an Wasser braucht. Durch den Meeresspiegelanstieg, extreme Wetterereignisse wie Sturmfluten, Überschwemmungen oder auch Wasserknappheit kann die Sicherheit von Nuklearanlagen noch weniger als im „regulären“ Dauerbetrieb gewährleistet werden. Das nukleare Risiko potenziert sich. Atomenergie ist zudem viel zu langsam ausbaufähig, um im Kampf gegen den Klimawandel noch eine relevante Rolle spielen zu können. Wir befinden uns inmitten der Klimakrise und brauchen schnelle Lösungen. Eine davon ist der rasche Ausstieg aus der nuklear-fossilen Energieproduktion. Atomenergie hat in einem zukunftsweisenden Klassifikationssystem nichts verloren“, hält Bohnert abschließend fest.
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